Ein geheimnisvoller Geselle – so richtig zum Verbrennen
Der Pagat
Nach 80 Jahren Unterbruch entschloss sich die Fasnachtsgesellschaft Bürgerwehr den Pagat – Betonung auf dem zweiten a – wieder aufleben zu lassen und sorgte 1952 für die entsprechende Beerdigung. Nur ein Jahr später wechselte die Erdbestattung zur Kremation. Denn so steht es geschrieben «Zu Ende der Einsiedler Fasnacht, nämlich am Dienstagabend, erleidet der Pagat den Verbrennungstod.»
Typische Bürgerwehr-Figur
Nach der typischen, einzigartigen Fasnachtsfigur, die nur die Bürgerwehr präsentieren kann, sucht man vergebens. Wenn schon, kann man den Pagat als typische Bürgerwehr-Figur bezeichnen. Zwar wurde der Pagat auch schon vor Bürgerwehrzeiten verbrannt und verscharrt. Das Verdienst der Bürgerwehr ist das Wiederaufleben und nun jahrzehntelange Erhalten dieses Fasnachtsbrauches.
Der schönste, grösste, richtigste
Wie sieht der einzig wahre, typische Pagat aus? Man kann darüber stundenlang diskutieren, aber schlussendlich so wie er herauskommt, so wird er präsentiert.
Der Körper wird rund um ein Holzgerüst gebaut, das Innere mit Holzwolle gestopft. Die Arme werden auf gleiche Art gemacht und angenäht. Der Kopf wird mittels Pappmaché-Technik aufgebaut. Das Äussere wird je nach Gusto noch verschönert – fertig ist die mystische, archaische Gestalt. Wenn der Pagat am Montag beim Umzug dem Volk gezeigt wird, ist er noch nicht geladen. Die Knallkörper werden erst später und genau nach Plan eingesetzt. Auch hier wieder mit einer Verbindung aus Mystik: Es sollen zwölf sein, für jeden Monat einen.
Von der Beerdigung zur Verbrennung
1952 führte zum ersten Mal nach 80 Jahren ein «Trauer»-Zug durch das Dorf zum Weisswindgarten, wo der Bedauernswerte sein Schneegrab fand. Die Bürgerwehrler vollführten das ziemlich original, doch verstanden viele Zuschauer die ganze Szenerie nicht so recht. Mit dem Hinweis, dass dieser Brauch eine Nachahmung kirchlicher Zeremonien sei, brachte es ein spitzfindiger Nörgler fertig, diese Tradition zu bodigen. Da nützte auch der Einwand, dass hier ja die Fasnacht und nicht ein Mensch begraben wird, nichts mehr. So kam es, dass schon ein Jahr später auf dem Dorfzentrumplatz, ein Scheiterhaufen stand, denn Kremation war den Katholiken damals verboten.
Mit den Jahren entfernte sich die Darstellung immer mehr von den Vorgaben hin zur heute recht frei gehandhabten Form. Trotz des hejbschä Brüelä ist das Pagatverbrennen jedes Mal wieder ein schönes Erlebnis. Denn für die Einsiedler bedeutet der Anlass schlicht und einfach: So, jetzt ist die Fasnacht fertig.
«S’isch z’Einsiedlä einfach sou!»
Warum im Klosterdorf die Trichlen auf dem Rücken festgeschnallt wird – keiner weiss es! Aber es funktioniert und vor allem kann es im Gleichschritt rhythmisch ertönen. Dadurch wird der Klang verstärkt, was besonders in von hohen Häusern umsäumten Gassen eine bebende Wirkung erzielt.
«Wie eine verdrückte Birne»
Die Trichle ist eine aus Eisenblech geschmiedete und getriebe Kuhglocke. Sie hat nicht die bekannte runde Form der gegossenen Glocken, sondern ist etwas abgeflacht und birnenförmig, mit einer engen Öffnung, die man Schlitz nennt. Die üblichen Erwachsenen-Trichlen haben einen Durchmesser von 20 bis 24 cm und wiegen zwischen 4,5 und 5,5 kg.
Euphorische Gefühle
Die Einsiedler Füdli-Trichler-Saison beginnt am Abend von Drei Königen. Wenn die Klosterglocken das achte Mal geschlagen haben, starten die Trichler unmaskiert beim Paracelsusdenkmal. Die ganze Abendmusik gipfelt nach Mitternacht, wo sich alle Trichlergruppen vom Dorf und Land zum Monsterkonzert vereinen.
Am Fasnachtsziistig, bevor um Mitternacht die lezten Chelä ihren Schlag vollführt, ziehen die Trichler nochmals alle Register. Denn um Mitternacht schlägt es vom Klosterturm her … 10 – 11 – 12 – Schluss! Daran hält man sich eisern. Die Fasnacht ist zu Ende. Die Trichler kehren in ihre Lokale zurück und die Gespenster haben ihre Ruhe, sofern es diese noch gibt.
Fasnachtsziischtig, 13. Februar 2024, 19.00 Uhr
Fasnachtsziischtig, 13. Februar 2024, 19.00 Uhr
Pagatverbrennen
Von überall her kommen sie, die Trichler, die Guggämusig Rabenschränzer und die Hudis und treffen sich auf dem Sagenplatz. Dieses Gejammer, dieses Geheul. Einziger Grund: Jetzt isch d Fasnacht fertig – verbii – hu, huu, huuu. Der Umzug, angeführt vom Einsiedler Fasnachtsmarsch «Hauet dr Chatz dr Schwanz ab», kommt dem Klosterplatz näher und der Pagat fängt Feuer. Die Trichler umrunden ihn, die Guggämusig spielt Ihr Stück zu Ende – nur noch Trichlen-Klang und brenzliges Knistern bei gespenstigem Lichtschein. So hat sein letztes Stündlein geschlagen.